Ein Projekt von Wolfgang Thomas & Micky Pega

The Sullivans

Erste "Framus" gab es zur Konfirmation


Einer, der seine eigene musikalische Karriere und die seiner Mitstreiter in den unterschiedlichsten Bands geradezu akribisch archiviert hat, ist Rainer Modro. Beruflich ist er mittlerweile als Generalvertreter der Zürich- Arippina- Versicherung tätig, nebenbei "bastelt" er zurzeit wieder an einer neuen Band. Dazu sagt er kaum etwas- nur so viel: Ein Jahr lang will er mit einer verschworenen Truppe, deren Mitglieder zum Proben auf der Marienhütte anreisen, moderne Rockmusik einstudieren - "entweder kracht es dann richtig in der Szene, oder- wenn es nicht passt - werden wir sagen:"Okay, das war`s ! Und dann werden wir die Instrumente wieder einpacken."
Modros erste Gitarre war eine Framus, die es zur Konfirmation gab. Bald darauf wurden die "Sullivans" aus der Taufe gehoben – eine Band aus dem reichhaltigen Nachwuchsreservoir des damaligen Jungen-Gymnasiums. Bei der Namensgebung für die Gruppe stand übrigens Ed Sullivan Pate- jener US- Showmaster, der die Beatles einst wegen ihrer Frisuren gehänselt und Mick Jagger von den Rolling Stones bei einem Auftritt in seiner Sendung gezwungen hatte, statt "Let`s spend the night together" das züchtiger anmutende "Let’s spend some time together" zu singen.

Modro hat in seinem Fotoalbum nicht nur fein säuberlich die verschiedenen Besetzungen "seiner" Bands festgehalten: Das waren neben den Sullivans Ende der sechziger Jahre die "Moonshots" und dann ab 1973 - nach einer durch Bundeswehr und Ausbildung bedingten Auszeit - immerhin acht Besetzungen der ebenfalls aus den Sixties stammenden Band "Mushroom". Ebenso ausführlich hat er jedes Lied notiert, das er jemals öffentlich gespielt hat. Darunter finden sich Instrumentals von den Spotnicks und den Shadows, natürlich jede Menge Stücke von den Beatles, den Stones, den Who und den Searchers, "Purple Haze" von Jimi Hendrix, aber auch Soul-Songs zum Beispiel von Wilson Pickett ("Mustang Sally") oder Sam & Dave ("Hold On, I’m Coming").

Silvesterparty bei Lothar Franik


Den ersten Auftritt hatten die Sullivans am 17. August 1965 in der Stadtbühne, den dritten im gleichen Jahr bei der Silvesterparty des Klassenkameraden Lothar Franik, der heute in Berlin lebt und aus dem ein bekannter Pop- Art- Künstler geworden ist. Die Band bestand ursprünglich aus Klaus Matzenbacher (Schlagzeug), Reinhard Ley (Gitarre), "Charly" Pfeiffer (Bass) und Rainer Modro (Gitarre). Zehn Tage nach dem Debüt wurde Matzenbacher durch Rüdiger Dahm ersetzt. Mit Reinhard "Pieps" Conrads kam ein weiterer Gitarrist und Sänger dazu. Im Februar 1966 war das Thema "Sullivans" für Reinhard Ley beendet, für Pfeiffer stieg mit Ulli Herbst ein neuer Bassist ein. Das Quartett Dahm, Herbst, Conrads und Modro, ergänzt durch die Sänger Ulli Hackler und Peter Wurm, blieb bis zum April 1967 zusammen. Am 20. Januar 1968 – mittlerweile war Herbst durch Peter Albert ersetzt worden – lösten sich die Sullivans auf. Reinhard Conrads ging zu den "Moonshots", Modro und Albert folgten wenig später.

Die meisten Konzerte gaben die Sullivans in der berühmt- berüchtigten Barbara- Bar in Daaden. Die wurde damals vor allem von Soldaten aus den benachbarten Bundeswehr- Kasernen auf dem Stegskopf und der Lipper Höhe besucht, hatte eine fürchterlich kleine Bühne – aber es gab für damalige Verhältnisse gutes Geld.

Filmstreifen aus der Barbara- Bar


Modro: "Wir haben – oft dreimal in der Woche – jeweils von abends acht bis nachts um ein Uhr gespielt. Pro Stunde und Mann gab es immerhin 20 Mark."

Eine Reihe von Bildern in Modros Album dokumentiert die Atmosphäre auf der engen Bühne in der "Barbara"- Bar, ebenfalls ein kurzer Super- 8- Film- Schnipsel über einen Auftritt, den die Sullivans dort als Begleitband des aufstrebenden Schlagerstars Peter Orloff absolvierten. Die meisten machen Musik nur noch zum "Hausgebrauch"

Die allerersten musikalischen Gehversuche machten die Sullivans im Kinderzimmer von Reinhard Ley, das über dem elterlichen Ledergeschäft in der Oberstadt lag. Ley, der heute im Oberbergischen Land lebt, erzählt: "Wir haben auf Waschpulver- Trommeln angefangen. Das erste Stück, was wir komplett gespielt haben, war eine seltsame Version von "Auf der schwäb`sche Eisenbahne`."

Möglicherweise war es die vom Twist- König Chubby Checker gesungene Fassung, der - wie so viele Engländer und Amerikaner in den frühen sechziger Jahren - zumindest ein Stück in deutscher Sprache singen musste.

Leys Musiker- Karriere war schon nach einem Jahr Sullivans beendet. Die Eltern bestanden darauf, dass sich der Sohn auf Schule und Ausbildung konzentrierte. Er legt aber immer noch gerne Rock, Hardrock und Blues in den CD- Player, und Kontakte ins Siegerland hat er auch außerhalb der Familie noch. Beispiel: Auf seinem 50. Geburtstag spielten "Pieps & Steve" - und zwar so gut, dass die beiden mitsamt ihren "Friends" für das Dorffest in Leys neuer Heimat Dickhausen bei Waldbröl am 23. Juni engagiert wurden.

Zu Klassen- und Familientreffen ist hin und wieder noch Gerd "Charly" Pfeiffer im Siegerland. In einer Band hat er nach dem Abschied von den Sullivans nicht mehr musiziert, zur Gitarre greift er heute "höchstens mal zum Hausgebrauch". Er ist heute Leiter der Deutschen Angestellten Akademie für Nordrhein- Westfalen und lebt in Düsseldorf.

Ebenfalls in Düsseldorf ist Ulli Hackler gelandet - bei der Gewerkschaft BAU ist der 54- Jährige Vorsitzender des Gesamtbetriebsrat. Er musste sich 1967 von den Sullivans verabschieden, als die Bundeswehr rief. Später hat er bei Ostermärschen, bei Gewerkschafts- und Kinderfesten musiziert, heute spielt er privat immer noch Gitarre. Ulli Herbst ist jetzt Lehrer in Berlin und macht Musik noch in der Freizeit.