Ein Projekt von Wolfgang Thomas & Micky Pega

Stevie`s Sunflower Blues Inspiration

Jimi Hendrix - "das war auch Aufbegehren"


Nur eineinhalb Jahre Bandgeschichte, 1968/69 Auftritte bei einigen lokalen Festivals und beim Trupbacher Schützenfest (!) - "Stevie´s Sunflower Blues Inspiration" war mit Sicherheit keine Siegerländer Sixties-Gruppe mit Kultstatus. Aus ihr ist aber eine der Institutionen der heimischen Musikszene hervorgegangen: Die Dirty Blues Band.

Anstelle der Beatles und der Stones die Paul Butterfield Blues Band, John Mayall´s Bluesbreakers, dazu die schwarzen Musiker aus Amerika: Das waren die Vorbilder, denen Sänger Stephan Dreffke, Gitarrist Michael Friese (heute: Neubert), Bass-Mann Ulrich Beck und Schlagzeuger Henner Schüler nacheiferten. Michael Neubert: "Wir waren zwei Schüler und zwei Lehrlinge und haben uns musikalisch blendend verstanden." Stark beeinflusst wurde der Gitarrist von seinen älteren Geschwistern, die sich bereits für die Rock´n´Roller Little Richard, Chuck Berry und Jerry Lee Lewis interessierten. Bruder Joachim Friese spielte Gitarre bei "Buddy and The Ravens", und die Schwester arbeitete bei Bahnschulte: "Sie brachte die Informationsscheiben der Schallplattenfirmen mit - dadurch waren wir immer auf dem laufenden."

Natürlich horchten die angehenden Bluesmusiker auch auf, wenn sie die bekannten Bands jener Tage hörten: "Die Beatles-Musik fand ich eigentlich immer toll, aber es waren für mich immer nur ,schöne Liedchen´. Die Musik der Stones hat uns dagegen bewegt - ihr Rhythm and Blues drückte aus, was wir fühlten." Der "letzte Dreh" sei durch Paul Butterfield, den amerikanischen Harmonika-Spieler und Sänger, gekommen: "Und wenn man mal auf dieser Schiene ist, fragt man natürlich nach den Originalen: John Lee Hooker, Muddy Waters, B. B. King."

Kein Geld für die Schlagzeug- Raten


Stephan Dreffke, mit dem Michael Friese in der gleichen DJK-Sportgruppe aktiv war, ergriff auf jeden Fall eines Tages die Initiative: "Er fragte mich, ob wir nicht zusammen spielen wollten." Bald stand das Quartett im Proberaum, übte "The house of the rising sun" von den Animals, aber auch Stücke von Hendrix und eigene Lieder: "Wie Jimi Hendrix ,All along the watchtower´ spielte - das war auch ein Aufbegehren gegen traditonelle Werte." An Auftritten ist ihnen das Trupbacher Schützenfest in Erinnerung. Michael Neubert: "Die Veranstalter hatten uns engagiert, weil sie auch die Jugend ansprechen wollten. Entsprechend war die Reaktion: Die jungen Leute waren begeistert, die älteren rümpften die Nase: ,Was wollen die Langhaarigen denn hier?" Bei einem Festival in der Siegerlandhalle konkurrierten sie mit den Mushrooms, die bei dieser Gelegenheit "Light my fire" von den Doors spielten. Viel mehr Höhepunkte gab es für Stevie´s Sunflower Blues Inspiration nicht: Nach etwa eineinhalb Jahren kam das Aus. "Bundeswehr, Ausbildung, Freundin" - Gründe gab es viele. Auch finanzielle: "Henner Schüler musste dem Musikhaus Horn sein Schlagzeug zurückgeben, weil wir die Raten nicht bezahlen konnten."

Der Rest ist über 20-jährige Siegerländer Musikgeschichte: Dreffke und Neubert spielten in den siebziger Jahren in den unterschiedlichsten Formationen, bis sie 1980 die "Dirty Blues Band" gründeten. Neben den beiden Sixties-Veteranen waren es Rudolf Bieler (Gitarre, Blues-Harp), der Keyboarder Hans Belz, Jürgen Daub (Bass) und Andreas Grammel (Schlagzeug), die den Grundstein für das Projekt legten. Ihren allerersten Auftritt hatten sie im Frühjahr 1981 zur Eröffnung der "Rampe" (heute VEB) an der Marienborner Straße.

Über 1000 Auftritte auf dem Konto


Allen Besetzungswechseln zum Trotz - Rudolf Bieler zum Beispiel nahm 1982 seinen Hut und spielte bei Shake Well, an den Keyboards saß eine Zeit lang Peter Janzen (Ex-Quartermasters) - ist die Dirty Blues Band eine feste Größe geblieben. Heute sind dies Stefan Dreffke, Michael Neubert, Andreas Grammel, Bassist Martin Wollek, Gitarrist Hilmar Held und - wieder dabei - Andreas Neugebauer (Keyboards). Mehr als 1000 Auftritte gehen auf das Konto der Dirty Blues Band, und ans Schluss machen denkt das Sextett noch lange nicht.