Ein Projekt von Wolfgang Thomas & Micky Pega

The Dangers

"Spielt mal was von den Be-a-tles"


Eine Gruppe, die wegen ihrer Vorliebe für den Soul vor allem außerhalb des Siegerlands spielte, waren "The Dangers". Wilhelm Spickermann, der Schlagzeuger: "Beatles-Sachen lagen uns nicht. Wir hatten Stones-Titel im Repertoire, vor allem aber Sachen von schwarzen Musikern: Otis Redding, Wilson Pickett, James Brown."

Damit waren im Siegerland, wo das Publikum beim Tanz für die Jugend eher auf die etwas ruhigere, melodiösere Musik von Gruppen wie den Oranien Street Sounders abfuhr, keine großen Blumentöpfe zu gewinnen. So hatten die Dangers ihre Auftritte häufiger in den hessischen Clubs, in denen vor allem amerikanische Soldaten zu Gast waren.

Spickermann konnte zu Hause üben und hätte mit Benno Dietrich, dem renommierten Drummer des Tanzorchesters Ossy Dudek, Unterricht haben können: "Wir haben das versucht," erinnert sich Spickermann, "aber das war nicht das, was ich wollte. Bei uns wurde mehr aufs Schlagzeug gehauen, da war nichts mit Trommelwirbeln, wie sie Benno Dietrich spielte."

Neben Spickermann, der später in das elterliche Bestattungsunternehmen einstieg und es heute noch führt, gehörten zu den Dangers: Jochen Schneider (Orgel, Gitarre), Rainer Fischer (Bass und Gesang) und HansSchnitzler (Sologitarre). Angefangen haben die vier ursprünglich als Tanzmusiker mit häufigen Engagements bei "Schäfers Franz" in der Hüttenwiese, wo mehr Lieder "für die älteren Semester" gefragt waren.

Jochen Schneider, der als "junger Bursche" Akkordeon-Unterricht gehabt hatte und so auf die Orgel gestoßen war: "Als wir es dann schon mal wagten, zwischendurch ein Beat-Stück zu spielen, gab es Ärger mit dem Wirt. Nach zehn Takten ,Skinny Minny´ kam er jedes Mal zur Bühne gestürmt und rief: ,Ech well heh känn Bettmusick hah!´" Auch im Publikum hatte sich 1963 die richtige Aussprache der führenden Gruppe jener Tage noch nicht herumgesprochen: "Hin und wieder kam jemand zu uns und sagte: ,Spielt doch mal was von den Be-a-tles.´"

"Dem Franz die Bude vollgespielt"


Dass die jungen Musiker ein Engagement bei Schäfers in der Hüttenwiese bekamen, hatten sie übrigens dem bereits mehrfach im Rahmen dieser Serie erwähnten Samstagstreff der Siegener Szene bei Horns zu verdanken: "Da haben wir eines Tages gehört: Der Schäfer sucht Tanzmusiker. Dort haben wir dann angefangen mit Liedern wie ,Seemann, lass das Träumen´ und haben dem Franz die Bude voll gespielt." Der Eintritt von einer Mark ging an die Musiker, die sich schon bald von ihrer Gage die erste "Echolette" leisten konnten.

Inspiriert zum Wechsel von biederer Tanzmusik zum Beat wurden die Dangers zum einen durch Sender wie Radio Caroline und AFN: "Das war ja eine ganz andere Welt," weiß Jochen Schneider noch heute: "Außerdem hatten wir viele Kontakte mit den Profibands, die im Moulin Rouge und im Party-Club auftraten."