The Lazy Bones
Schülerinnen probten den Aufstand
Am Anfang war ein Trio: Die Brüder Rolf und Helmut Hirsch übten im Spielzimmer des Elternhauses gemeinsam mit ihrem Freund Heinz Lindenschmidt - auf Wandergitarren, Mandoline und einer Persil-Trommel. Heraus kam eine Band, die später mit einem Auftritt in Stift Keppel sogar für einen "Aufstand" der Gymnasiastinnen sorgte - die Lazy Bones.
Doch bis dahin war es ein weiter Weg: Zunächst fand mit Wolfgang Jeschke ein Gitarrist zu den drei jungen Musikern. Dieses Quartett gab den Anstoß für die Gründung einer Schulband an der Ernst-Moritz-Arndt-Realschule in Kreuztal, die zunächst acht bis zehn Mitglieder hatte. Übrig blieben davon fünf: Die bereits erwähnten vier Jungs und Günter Kaiser, der sang, aber auch Schifferklavier und Orgel spielte. Günter Kaiser verließ die Lazy Bones aber bald und gründete die Moonshots, die wir in dieser Serie bereits ausführlich vorgestellt haben. Wie Kaiser erinnert auch Heinz Lindenschmidt an den Lehrer, der die jungen Beatfans bei ihren Aktivitäten unterstützte: "Peter Tornow muss hier noch einmal erwähnt werden, der es - mit Unterstützung des Musiklehrers Hans W. Blume - durchsetzte, dass die Schule aus Lehrmitteln unsere erste ,Schießbude´ kaufte."
Von da an hieß es "Üben, Üben, Üben,", wie sich Heinz Lindenschmidt erinnert - zunächst in der Schule, später wurde der ehemalige Ziegenkeller der Familie Hirsch zum Übungs- und Party-Raum umgebaut. Bis dieser fertig war, stand an Wochenende auch schon mal die Schreinerwerkstatt von Vater Lindenschmidt zur Verfügung. Heinz Lindenschmidt: "Die Instrumente wurden durch Ferienarbeit finanziert, für die ersten Lautsprecher wurden mit Hilfe meines Bruders in der Schreinerwerkstatt Boxen gebaut. Und die Gesangsanlage haben wir in Siegen bei Horns auf Pump gekauft."
Mit dem Besen auf der Bühne getanzt
Die ersten Engagements gab es im katholischen Jugendheim Kreuztal, doch schon bald spielte die Gruppe "in der Wiege des Beats im nördlichen Siegerland, bei Hölzemanns im Dahlbrucher Hof, wo auch Buddy and The Ravens häufig gastierten". Heinz Lindenschmidt: "Die Attraktion waren hier die Auftritte von Dirk Reifenrath, der als Solist auf der Bühne mit einem Besen tanzte. Auch dieGesangswettbewerbe gehörten zur allgemeinen Belustigung." Natürlich wurden die Lazy Bones von ihren Fans weiter empfohlen - zum Beispiel auch für den Tanztee im Mädchen-Gymnasium im Stift Keppel: "Es war, als hätten wir in ein Wespennest gestochen: Nach unserem Auftritt flippten etliche Mädchen aus. Sie wollten von der Schule abhauen, suchten uns zu Hause auf und machten im Gymnasium Aufstand." Mit der Folge, dass die Lazy Bones von ihrer Schule "fliegen" sollten - was Peter Tornow verhinderte.
Natürlich mischten die "Faulen Knochen" auch bei Beat-Wettbewerben mit: "Im Party-Club haben wir 1967 einen Pepsi-Cola-Wettbewerb gewonnen. Der 1. Preis waren 200 Mark - was damals ein unglaubliches Geld war - und ein Plattenvertrag in Hamburg. Allerdings war der Verantwortliche nach Wettbewerbsende mit der Kasse durchgebrannt." Ihre größten Auftritte hatten die "Bones" beim Tanz für die Jugend in der Otto-Flick-Halle, bei dem sie einmal gemeinsam mit den Oranien Street Sounders spielten: "Nie vergessen werde ich den letzten Song, bei dem beide Gruppen zusammen auf der Bühne standen: ,Good bye Johnny, Johnny Be Good´." Auch in der Siegerlandhalle waren die Kreuztaler für einen Tanz für die Jugend engagiert - vor 600 Leuten: "Obwohl unsere Anlage nicht für solch einen großen Saal ausgelegt war, war es eine riesige Sache, vor so vielen Leuten spielen zu dürfen."
Im Cafè Barbara flogen die Biergläser
Geld verdienten die Lazy Bones durch längerfristige Verträge mit Gaststätten, die mit einem großen Saal ausgestattet waren: "Im Gasthof Schautes in Eichen haben wir vier Wochen lang jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag gespielt. In der großen Pause gab es, wie bei Hölzemanns, immer Essen." Im Daadener Cafe´ Barbara ging ein Gastspiel zu Ende, "als sich die Zuhörer zu prügeln begannen und Biergläser tief flogen".
Mit Mopeds und Pkw unterwegs
Sie waren die angesagteste Beatband im nördlichen Siegerland, hatten eine Menge Fans auch im Wittgensteiner Raum und verteilten ihre Konzertplakate zuerst auf Mopeds, später per Pkw: The Lazy Bones. Die Urformation bildeten die Brüder Rolf (Gitarre) und Helmut Hirsch (Bass), Heinz Lindenschmidt (Schlagzeug) und Wolfgang Jeschke (Gitarre) sowie Günter Kaiser (Gesang, Akkordeon, Orgel).
Die Gruppe bestand von 1963 bis 1969 -sechs Jahre, in denen es einige Besetzungs- und Instrumentenwechsel gab. Kaiser wurde nach seinem Ausstieg durch Uli Hoffmann aus Buschhütten ersetzt, der aus beruflichen und privaten Gründen nur ein kurzes Gastspiel gab. Den Gesang übernahmen nun Heinz Lindenschmidt und Rolf Hirsch. Als Wolfgang Jeschke die Gitarre an den Nagel hängte, stieß Ernst Günter Weber (Globi) dazu. Er hatte zuvor bei den Rancours am Schlagzeug gesessen, stieg nun aber auf Solo-Gitarre um: "Für Alleskönner ,Globi´ auch als Linkshänder kein Problem," wie sich Heinz Lindenschmidt erinnert. Erfreuliche Nebenwirkung: Weber konnte bei Bedarf Lindenschmidt am Schlagzeug ablösen, der gerne auch mal zur Gitarre wechselte. Mit Otto Braach aus Eichen schloss sich ein Musiker den Lazy Bones an, der zuvor mit "Globi" Weber Mitglied bei den Rancours gewesen war und danach ein Gastspiel bei Buddy and The Ravens gegeben hatte. Braach spielte, weil sein angestammtes Instrument Bass schon besetzt war, nun Orgel.
Rolf Hirsch arbeitet heute in Süddeutschland als Landschaftsarchitekt. Heinz Lindenschmidt: "Sein Bruder Helmut (,Bubu´) ist zu unser aller Trauer 1975 auf der Fahrt zu seiner Hochzeit tödlich verunglückt." Otto Braach ist, wie berichtet, Vorstandsmitglied eines international tätigen Baukonzerns, Heinz Lindenschmidt hat ein Ingenieurbüro in Gummersbach. Ernst Günter Weber schließlich führt einen Musikverlag in Pulheim und hat sein Tonstudio, das er über 20 Jahre betrieben hat, an Tim Lindenschmidt, den Sohn von Heinz, übergeben. Der junge Schlagzeuger Tim Lindenschmidt sorgte kurzzeitig auch für die Wiederbelebung des Namens "Lazy Bones", als er in Gummersbach eine Band mit diesem Namen gründete.
"Pretty Liza" zum Abschied
Die Gruppe seines Vaters stellte 1969 ihre Aktivitäten ein - drei Mitglieder wurden zum Bund eingezogen. Das letzte Konzert gaben sie in Laisa bei Frankenberg, ihr allerletztes Stück hieß dementsprechend "Pretty Liza", damals ein Hit der hessischen Gruppe "The Petards". Danach verhinderten Studien und andere private Interessen, dass es in den 70er Jahren zu einer Neuauflage kam.