Ein Projekt von Wolfgang Thomas & Micky Pega

Nachlese 1/3

"Die meisten sind Lehrer geworden"


Eine große Fangemeinde hatten die "Oranien Street Sounders" im Saal. "Welch eine Schmach - die meisten von den Jungs sind Lehrer geworden", feixte Moderator Krückemeyer. Auch wenn der Anfang daneben ging - die Band steigerte sich von Hit zu Hit. Da weckten Schmuselieder wie "Some Broken Hearts never ment" Erinnerungen an das Herzklopfen beim Tanz der Jugend. Selbstverständlich hatten die "Sounders" auch Songs von Fats Domino, im Programm - wie "Hello, Josefine". Die Fans wollten mehr hören - vor allem "Only you" von den "Platters", das Paradestück der Gruppe. Sänger Günter Hummerich: "Wir sind gerührt."

Knallharten Rock servierte "Second Shotguns" gleich zu Beginn: "Route 66" (Stones) - da ging auch im Publikum die Post ab. Das eingespielte Team ließ sich erst durch die Technik stoppen: Die Anlage streikte. Danach gaben die Shotguns noch einmal richtig Gas und, beim Stones-Klassiker "Satisfaction" brüllten alle mit. Danach gab es noch eine Überraschung: Die fast komplette Original-Besetzung der "Shotguns" aus den Jahren 1967/70 demonstrierte noch einmal Beat-Power pur - vom "Nowhere Man" der Beatles bis zu "Wonderful World" von Sam Cooke. Dass sie auch noch Rockigeres drauf haben, bewiesen sie bei so heißen Titeln wie "Twist and Shout" (Beatles). Da wippten die mitt- lerweile in die Jahre gekommenen Fans mit den Füßen und viele gingen wie anno dazumal in die Knie.
"Handmade", laut Eigenwerbung "Siegens beste schlecht spielende Spaßband", widmete sich deutschen Titeln. Die Freizeit-Musiker ließen den "Tiger Rock" aufs Publikum los und die "Motorbiene" brummen. Bei "Marmor, Stein und Eisen bricht" sang der Saal mit. Wie einst auf den Feten im elterlichen Partykeller oder Wohnzimmer.
Dass auch eine ansehnliche Fanschar aus Wittgenstein zu "Beat Beat Beat" angereist war, stellte sich heraus, als die "Oldtimers" aus Erndtebrück die Bühne enterten: Es gab viel Beifall für die Truppe, deren Originalbesetzung sich aus Anlass des Konzerts erstmals seit über 30 Jahren wieder getroffen hatte. Vor einem ersten Übungswochenende in Feudingen (die WR berichtete) hatten Erich Helmer und Co. sogar per Dreier-Konferenz über Telefon geübt. Das hat prima geklappt, wie sich schnell herausstellte: Nach dem Einstieg mit dem Equals-Hit "Baby Come Back" servierte die Wittgensteiner Truppe Hit an Hit. Besonders umjubelt: "Poor boy" und der Sto- nes-Klassiker "Satisfaction".
Damit war der Weg für einen glanzvollen Schlusspunkt der Party mit den "New Sons of Mortimer" bereitet: Nach nur zwei Proben legten Jürgen Enders (Hammondorgel), Hans-Georg Naumann (Gitarre), Peter "Schnüffi" Albert (Bass) und Ulli Vollmer (Schlagzeug) 60 Minuten der Extraklasse hin, die Lust auf mehr machten. Eine umfangreiche Hendrix-Abteilung (unter anderem "All along the watchtower", "The wind cries Mary", "Purple Haze") wurde abgelöst von Cream-Klassikern wie "Crossroads" und "White Room" und abgerundet von Santana-Stücken. Alle vier Musiker hatten die Gelegenheit, ihre Extraklasse unter Beweis zu stellen, Ulli Vollmer ließ sich bei seinem Solo selbst nicht irritieren, als der Schlagzeugstuhl unter ihm den Halt verlor. Nach Mitternacht verabschiedeten sich alle noch anwesenden Musiker mit "Bye bye Johnny". Und als schließlich vom Band noch "You never walk alone" erklang, gingen auf der Bühne und im Saal die Arme in die Höhe und die Feuerzeuge an.


Martha Miotke war Ehrengast der WR - Wiedersehen mit "Jungs" von damals

Musiker probten
damals im Keller

Siegen. Viele erinnern sich an sie: Martha Miotke war die in Beatkreisen legendäre Wirtin der "Ameisengrube". Das Lokal betrieb sie gemeinsam mit ihrem Mann.

Das einstige Gruben-Zeughaus war Anziehungspunkt für viele junge Siegener Musiker und ihre Fans. "Von weitem hörte man schon die Musik. Die Bands übten in allen Kellerräumen - manchmal haben wir zugeschaut", erinnert sich Charlotte Grebe. Gemeinsam mit Martha Miotkes Töchtern Petra Winnen und Silvana Groos hat sie die mittlerweile 81-Jährige zu "Beat Beat Beat" begleitet. Martha Miotke war Ehrengast der WR.

"Es waren so nette Jungen und Mädchen", erinnert sie sich. Und wenn einer der Anwohner der Leimbachstraße abfällig von den langhaarigen "Typen" sprach, die bei ihr so wilde Musik machten, dann verteidigte sie die Bandmitglieder vehement: "Das sind ganz normale junge Leute."
Als Dankeschön für das ungestörte Proben traten Bands wie die "Mushrooms" oder "Shotguns" umsonst im Lokal und der Gartenwirtschaft auf. Unvergessen für viele, die damals hier fast zuhause waren, war ein großes Festival.
Auf der Beat-Party in der Siegerlandhalle erfüllte sich für Martha Miotke ein Wunsch: "Ich wollte gerne ein paar von den Jungs wiedersehen.".Dies konnte sie sogar unter dem Beifall des Publikums, in dem sich auch viele ihrer früheren Gäste befanden. Moderator Klaus Krückemeyer stellte die "Lady in Red" ganz offiziell vor - und "Ede" Ruschmeier von den "Shotguns" begrüßte sie stellvertretend für alle Musiker, denen sie damals Gelegenheit zum Proben gab.

Aus der Siegerlandhalle berichteten:
Brigitte Wambsganß und Wolfgang Thomas (Text) sowie Horstgünter Siemon (Fotos)

Günter "Buddy" Theis von den "Ravens":
"Das ist eine Rückkehr zu den Wurzeln"

Siegen. Für viele war es nicht nur ein Rock- und Popkonzert, sondern eine WiedersehensFete. Musiker und Gäste der Nostalgie-Party "Beat Beat Beat" kamen zum Teil von weither in die ihre einstige musikalische Heimat - die Siegerlandhalle.

Sie begann schon vor dem Einlass im Gläser-Saal. Hier sahen sich viele Besucher die Ausstellung "Let's twist again" an - und entdeckten auf den Fotos so manchen "alten Bekannten" aus heißen Beat-Tagen. Hier trafen sich nach über 30 Jahren Günter "Buddy" Theis von den "Ravens" und Peter Leipold von den "Quf" wieder. Die Zeit schien vergessen, sofort waren beide mitten drin in den "Siegener Sixties". "Ich habe viele Leben hinter mir. Das ist eine Rückkehr zu den Wurzeln", sagte "Buddy" Theis, der heute in Mannheim lebt. Peter Leipold nickte: "Das war unsere Jugend - wir hatten nichts anderes im Kopf als Musik." Er weiß noch, dass die "Ravens" vor allem Hits der "Stones" gespielt haben: "Und Ihr wart gut."

Draußen, vor dem Gläser-Saal immer wieder das gleiche Ritual: Kurzes Stutzen, dann ein Aufschrei und eine Umarmung. Rocklady Karin Kleinschmidt, die heute Klötzel heißt, traf Harold Krämer, mit dem sie bei "Buddy and the Ravens" spielte: "Harold - Du kommst in meinem Buch vor", begrüßte sie ihn - und überreichte ihm ein Exemplar ihrer Lebenserinnerungen "It's only Rock'n' Roll" (Vertrieb: Libri, Hamburg). Auch ihre CD "Karin & Friends" bekommt der Musikfreund aus Jugendtagen.
Auch Siegener begegnen sich übrigens an der Siegerlandhalle nach langer Zeit wieder - wie RUNDSCHAU-Redakteur Jürgen Burandt ("Second Shotguns") und Reimar Bruch ("Oranien Street Sounders"): "Wir haben mal bei den ,Oldtimers' zusammen gespielt. Da wohnt man in der gleichen Stadt und sieht sich jahrelang nicht", meinte der Shotguns-Sänger."

Nachlese (1): Beat Beat Beat

Sechs Stunden in den "Sixties"
- die Party war ein Hit


Siegen. "Beat Beat Beat" - das war über sechs Stunden geballte Unterhaltung. Sechs Bands zauberten pure Nostalgie in den nüchternen Hüttensaal der Siegerlandhalle. Und waren ihrerseits vom Publikum hingerissen.
Klar, dass die WR, die die Wiedersehens-Party der regionalen Bands aus den 60er Jahren präsentierte, eine Menge Fotos "im Kasten" hat. Diese wollen wir allen, die dabei waren oder gerne dabei gewesen wären - die Veranstaltung war ausverkauft - nicht vorenthalten.
Heute und morgen veröffentlichen wir deshalb eine fotografische Nachlese zu einem für die Beatfans unvergesslichen Abend. Sie zeigen mit wieviel Spaß und Hingabe die Musiker von damals auch heute noch bei der Sache sind. Und wie sie immer noch ihr Publikum begeistern

Dietmar Völker von "Handmade" hautnah am Mikrofon: Der Lehrer von der Realschule am Oberen Schloss hatte nicht nur die Gitarre, sondern auch die Organisation im Griff.



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